1. Oktober 2013

Ultraleicht Trekking - es geht immer leichter

Wandern mit einem leichten Rucksack macht deutlich mehr Spaß als wenn man über Kilometer einen mehrere Kilo schweren Rucksack schleppt und schonender ist es auch noch, daher ist es nicht überraschend, dass der Trend deutlich zum Leichtwandern geht. Nun habe ich mir Gedanken gemacht, wie auch ich meine Ausrüstung noch leichter bekomme.

Ein bisschen etwas dazu steht ja schon bei den Ausrüstungsentscheidungen nach dem West Highland Way, aber ich will versuchen euch das Ganze noch etwas näher zu bringen.

Was ist Ultraleicht-Trekking?

Bezeichnet wird das Ganze auch als Ultraleichtwandern oder eben in Englisch Ultralight Trekking und abgekürzt UL-Trekking oder -Wandern. Letztlich bedeutet es nur , dass man eben mit möglichst wenig Gewicht wandert, wobei der sportliche Aspekt dabei nicht nur das Wandern an sich ist, sondern auch das Gewicht der Ausrüstung so weit wie möglich zu reduzieren.
So ganz einheitliche Angaben gibt es nicht, aber grob spricht man vom Ultraleicht Trekking bei einem Rucksackgewicht von 5 kg ohne Proviant, Wasser und Brennstoff (Baseweight oder Basisgewicht), vom Leichttrekking bei einem Gewicht von 5-9 kg.

 

Wo fange ich an? Was sollte ich beachten? 

Als erstes muss man sagen, dass sich die Bewegung hin zum Ultraleichtwandern um einen längerwährenden Prozess handelt, denn es gehört einfach auch Erfahrung dazu, zu wissen was man braucht und was man weglassen kann ohne sich unnötig in Gefahr zu begeben, wozu nicht 
nur wilde Bären oder dergleichen zählen, sondern vor allem auch Unterkühlung durch falsche Klamotten/Schlafutensilien oder Mangelernährung aufgrund fehlenden Proviantes. Um dies zu vermeiden, sollte man seine Tour gut planen und die Gegebenheit vor Ort gut kennen, damit es am Ende eben an nichts mangelt.
Was mir für mich außerdem wichtig ist, ist dass trotz Gewichtseinsparungen der Komfort nicht leidet. Natürlich spielt auch ein leichter Rucksack in Sachen Komfort eine Rolle, aber ganz ehrlich: ich fange nicht an auf einer 1mm dicken Matte zu schlafen, nur weil die leichter ist als eine gemütliche dicke Matte. Aber vielleicht komme ich da ja auch noch hin.. ;)
So, wo wir das geklärt haben, stellt sich nun die Frage, wo man am besten anfängt Gewicht einzusparen.

Die großen Vier

Der erste und auch effektivste Schritt ist es an den "Großen Vier" zu sparen, dazu gehören
  • der Rucksack,
  • das Zelt,
  • der Schlafsack und 
  • die Isomatte. 
Gerade in dem Bereich sind wirklich enorme Gewichtseinbußen möglich, ganz einfach nach dem Prinzip: wo viel ist, kann man auch viel weglassen, denn die vier gehören in der Regel zu den schwersten Gegenständen einer Ausrüstung. Ein grobes Ziel ist es, hier nicht mehr als 5 kg mit sich zu schleppen.
(Die nun folgenden Überschriften sind übrigens Links zu etwas ausführlicheren Informationen zu den einzelnen Ausrüstungsgegenständen.)

Rucksack

So ein durchschnittlicher Tourenrucksack mit 30 - 50l und Tragesystem kann schon gut seine 2000g wiegen, da ist von den angestrebten 5 Kilo schon einiges weg. Es gibt aber auch deutlich leichtere Alternativen: Rucksäcke aus leichteren Materialien und mit weniger Schnickschnack. Bei den ganz leichten Rucksäcken gibt es oft nur ein Hauptfach bzw. noch ein paar zusätzliches Meshfächer, in die eben alles kommt. Das klingt unübersichtlich, aber wir wollen ja eh nicht so viel mitnehmen, um Gewicht zu sparen. Zudem gibt es kein Tragesystem und auch keine Rückenpolsterung, dafür verwendet man dann eben seine Isomatte (s.unten). Es gibt durchaus Modelle, die auch für längere Trekkingtouren ausreichen mit gerade mal 250g Eigengewicht wie z.B. das Huckepäckchen von Laufbursche, eine weitere weit verbreitete Marke in dieser Richtung ist GoLite, der Klassiker der GoLite Jam.
Man muss ja aber nicht gleich das allerleichteste vom Leichtesten nehmen, es gibt auch durchaus Modelle mit mehr Details und mehr Komfort, die auch noch tragbar sind und im Bereich um die 800g liegen. Für den Anfang realistisch sind sicher 800 - 1000g Gewichtseinsparung. Ich hab für so einen Tourenrucksack schon relativ leicht mit 1450 g angefangen, mein neuer wiegt 840g - immerhin.

Das Zelt

Ein durchschnittliches 2-Mann-Zelt wiegt  schon mal gut 3,5 kg, das möchte natürlich niemand mit sich rumschleppen, aber keine Angst: es gibt Alternativen. Zum einen sind da eben wirklich leichte Zelte mit unter 2 kg, leider sind diese in der Regel auch nicht ganz preiswert, für unter 300 EUR ist es sogar im Einpersonenbereich schon schwierig. Außerdem gibt es aber, wenn es die Witterung zulässt die Möglichkeit auf ein Zelt zu verzichten und statt dessen auf Tarps oder lediglich Biwaksäcke zurückzugreifen, womit aber eben auch ein Stück Komfort flöten geht.
Halbwegs erschwingliche Ultraleichtzelte gibt es z.B. von Six Moon Designs, besonders angetan haben es mir aber die Zelte von Tarptent.
Auch hier sind ohne sich in den finanziellen Ruin zu stürzen, auch wenns unbedingt ein Zelt mit allem drum und dran sein soll sicher noch 1000 - 1500g drin.
Mein Rejka Zatara light ist mit 2300 g gar nicht mal soo schwer, aber falls ich mich z.B. doch noch für das Tarptent Double Rainbow mit 1200 g entscheide, wären das immerhin noch mal 1100 g.. (Habe ich mittlerweile natürlich auch getann.. ehöm..)

 

Isomatte

Auch im Bereich der Schlafunterlage ist noch einiges an Potential zum Gewicht sparen. Wem der Komfort nicht ganz so wichtig ist, kann einfach auf eine dünnere Isomatte ala Z Lite Sol, einer faltbaren Matte aus geschlossenzelligem Schaumstoff mit einer Aluminiumbeschichtung umsteigen, die dann gerade noch 450 g wiegt, aber eben auch nicht so dick ist. Oder man greift auf eine einfach Evazotematte zurück, die es in verschiedenen Dicken und damit Gewichten zum Zusammenrollen gibt. Einziger Nachteil ist, dass sich die Dinger etwas sperriger packen lassen, aber so eine Z Lite kann man dann auch als Polsterung für seinen Ultraleichtrucksack oder die Evazote zusammengerollt als Tragesystem (Burrito-Style) verwenden. Eine weitere Möglichkeit ist es auf 3/4 Isomatten, also verkürzte Modelle zurückzugreiden, auf denen dann nur der Oberkörper als am kälteempfindlichsten gebettet wird, unter die Füße kommen dann Klamotten oder der Rucksack, die wiegen dann auch nur noch um die 400g.
Und man kann statt einer Isomatte eben auch eine Thermoluftmatratze wie z.B. Therm-a-Rest NeoAir nehmen, da liegt man dann auch bei ca 400 g.
In dem Bereich habe ich tatsächlich nichts mehr zuzusetzen: für mich geht es kaum noch perfekter als mit meiner Therm-a-Rest Geburtstagsedition: die mit 5cm superbequeme Matte wiegt ja im Endeffekt auch nur 200g mehr, und das ist es mir in dem Fall wert ;)

 

Schlafsack

Auch beim Schlafsack kann man noch einiges einsparen: grundsätzlich gilt, dass Daune bei gleicher Wärmeleistung leichter als Synthetik ist und dass der Schlafsack meist schwerer wird je wärmer er hält.
Eine Möglichkeit ist es also, einen Schlafsack zu nehmen, der vielleicht nicht ganz so warm hält, bei dessen Gebrauch man dann aber eben einfach seine Klamotten anlässt bzw. alle anzieht. Das ist aber wohl eher etwas für erfahrenere Trekker, die schon ein bisschen einschätzen können, welche Temperaturen sie sich mit welchem Schlafsack zumuten können. Einfach ist es eben statt eines Synthetikschlafsackes einen mit Daunenfüllung zu wählen, zumindest solange man nicht in extrem feuchte Gebiete reist.
Und es gibt noch so genannte Quilts, das sind Schlafsäcke denen die Unterseite fehlt, also im Prinzip eine Bettdecke, die man dann um seine Isomatte schnallt, so dass man trotzdem ein geschlossenes System erhält. Die Idee dahinter ist, dass plattgedrücktes Füllmaterial eh nicht wärmt und man es deshalb eben auch weglassen kann.
Auch hier bin ich mit 680g schon ganz gut dabei, so richtig Einsparungspotential sehe ich bei mir gerade nicht, da ich sehr schnell friere und noch ein bisschen ängstlich bin, was z.B. ein Quilt oder eben einen dünneren Schlafsack mit mehr Klamotten angeht, aber vielleicht kommt das ja noch im Laufe der Jahre.

Wo kann man noch Gewicht sparen?


Die vermeindlich einfachste und definitiv günstigste Variante, um das Gewicht weiter zu reduzieren ist einfach Sachen zuhause zu lassen. Aber das fällt vor allem bei noch sehr geringer Erfahrung noch am schwersten.. Wenn ich's richtig ausgiebig angehe, würden im Vergleich zur Schottlandpackliste noch folgende Sachen wegfallen: Thermarest Universal Sheet, das Baumwollinlet (?!?!?), die vielen Falke Socken, meine Ersatzschuhe, das Nageletui, die Schaufel, evtl. Klopapier, der Kompass, das Survivalkit, das Outdoorhandy, das Schreibzeug und der Flachmann, wobei der letztere echt gute Dienste geleistet hat.. ;)
Dann könnte man noch ein paar Sachen ummodeln, entweder eine leichtere Regenjacke oder vielleicht auch einen Poncho, den man dann über sich und den Rucksack stülpen kann, wodurch die Regenhülle und -jacke wegfällt und den man eventuell auch als Tarp nutzen kann, wenn einem das denn ausreicht.
Insgesamt kann man weniger Klamotten mitnehmen, wenn man zwischendurch wäscht, dafür gibt es extra umweltverträgliches Waschmittel.
Eine weitere Möglichkeit ist zu versuchen, möglichst Sachen einzupacken, die man vielfältig verwenden kann, man spricht vom Multiuse. Die Experten unter den Ultraleicht-Wanderern basteln sich zum Teil Werkzeuge auch einfach selbst wie sie sie eben brauchen können, aber auch das setzt natürlich eine gewisse Erfahrung voraus. Ein Beispiel steht direkt hier drüber: der Poncho.
Gutes Planen hilft: wenn ich 14 Tage unterwegs bin, macht es Sinn zu gucken, ob ich in regelmäßigen Abständen Proviant nachkaufen kann, gerade Essen und Wasser sind schwere Posten in so einem Rucksack.
Und je leichter man unterwegs ist, desto weniger Kalorien verbraucht man und desto weniger Proviant braucht man am Ende.
Und wenn wir erstmal den Rucksack erleichtert haben, können wir gleich noch mit den Schuhen weiter machen, denn auch die können sehr schwer sein und letztliche schleppt man sie ja auch mit sich rum: denn so leichter der Rucksack desto leichter und "einfacher" können auch die Schuhe sein, man braucht dann keine 1,5 kg schweren Trekkingstiefel mehr, sondern kommt vielleicht auch mit Trailrunnigschuhen oder Hikern aus, die gerade mal 600g wiegen.
In dem Zusammenhang wird auch gern von der Gewichtsspirale gesprochen: wenn ich den Inhalt des Rucksackes leichter gestalte, brauche ich einen leichteren Rucksack, dann reichen auch leichtere Schuhe, dann verbrauche in weniger Kalorien und brauche weniger Essen, und am Ende landet man bei 7kg, die man mit sich rumschleppt für eine mehrtägige Tour. Aber bis dahin ist es ein weiter Weg.

Interessante Marken für Ultraleicht-Trekking

Die Liste erhebt natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Und nicht alle der Firmen sind auf Ultraleichtes spezialisiert, haben aber dennoch alle zumindest etwas sehr Leichtes im Sortiment ;)

Zum Umgucken kann ich den Trek Lite Store empfehlen.

Marken, die auch viel sehr leichtes Equipment anbieten sind:
Nun also viel Spaß beim Abnehmen ;)

9 Kommentare:

  1. das ist ja alles sehr nett, aber hier fehlt eindeutig noch ein abschnitt über proviant und wasser. bei diesen beiden posten kann man recht kostengünstig viel gewicht einsparen, wenn man sich mit den entsprechenden techniken auf dem weg versorgt. ich hoffe da kommt demnächst ein nachtrag...

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  2. Hi Ed, zunächst einmal danke für deinen Kommentar. Ehrlich gesagt, hatte ich nicht vor auch noch etwas über Proviant zu schreiben, denn es ging mir in erster Linie um die Ausrüstung. Nun denke ich darüber nach, so dass vielleicht demnächst doch noch ein Eintrag dazu folgt.. mal sehen. Viele Grüße, mabbert

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  3. Oh nochmal Ed!!!! Wie wär's mit einem Gastbeitrag? Ich habe gerade überlegt, was in so einen "Ultraleicht-Proviant-Beitrag" so rein müsste und so richtig bin ich zu nichts Tollem gekommen.. Also?? Ich würde mich freuen!! :)

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  4. das könnte ich schon machen. ich würde einfach, trotz des mehrgewichts, eine kamera auf die nächste tour mitnehmen und ein paar bilder schießen, wie man aus kuhdung gutes drinkwasser gewinnt!

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  5. Oh, das ist ja schon ganz schön "Bear-Grylls-mäßig". Ich schreib hier ja letztlich nur über die Sachen, die mich beschäftigen oder beschäftigt haben, was Wandern angeht und das gehört da jetzt eher nicht dazu.. Ist sicher praktikabel, aber dennoch erstmal nichts, was für mich in Frage kommt. Daher recht herzlichen Dank für deine positive Antwort, aber das passt (vorerst) nicht auf meinen Blog.. :( Hm.. dann beschräkt sich für mich "Ultraleicht-Proviant" wohl eher auf zwischendurch nachkaufen.. Ein bisschen langweilig, das geb ich zu..

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  6. wer ist denn dieser ominöse "Bear Grylls"? ich mein ja nur das man gerade wenn in der lage ist wasser unterwegs zu finden, an dieser stelle sehr viel gewicht einsparen kann. ich hätte auch noch einen epischen text zu meinem lieblingsrucksack im angebot, wenn das besser passt?

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  7. So schauts aus... man braucht keine Tonnen an Equipment um schön zum Trekking gehen zu können. Ich persönlich verzichte sogar mal ganz gerne auf das Zelt und schlafe einfach so auf meiner Isomatte :)

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  8. Schöner Artikel, der einem einen guten Überblick über die wichtigsten Punkt beim Gewichtsparen gibt. Bei den "Big 3" kann man definitiv am meisten rausholen.

    Hier gibts nochmal ein paar weitere Tipps, wie man als Einsteiger ein paar Gramm/Kilogramm beim Wandern und Trekking sparen kann:
    http://www.bergreif.de/2015/03/19/14-kurz-tipps-fuer-den-einstieg-ins-ultraleicht-trekking/

    LG

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  9. Finde auch, dass man nur das Nötigste mitnehmen sollte. Auch wenn ich eher Merino-Unterwäsche bevorzuge. Dann spart man sich die Wascherei ;)

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