20. August 2013

Wandern in Schottland: Der West Highland Way - die perfekte Tour für Anfänger

Nun war unsere erste Tour, die erste Hälfte des West Highland Ways Ende April also zu Ende - wie's war? Anstrengend, nass, windig, aber vor allem großartig! Die nächste Trekkingtour kommt mit Sicherheit :)

 

Anreise

Wir sind mit Easyjet für knapp 100 EUR von Berlin nach Glasgow geflogen, die Rucksäcke haben wir flugzeugtauglich verpackt, das heißt den Bauchgurt auf der Rucksackvorderseite zusammen geklickt und dann die Regenhülle drüber gestülpt, damit der Rucksack nirgendwo hängen bleiben kann. Das hat sich schon auf mehreren Reisen bewährt und auch hier gut funktioniert.
Mit dem Shuttlebus sind wir dann zum Bahnhof gefahren. Dann sind wir noch durch die in Glasgow reichlich ansässigen Outdoorshops gepilgert und haben schließlich im Nevisport die passende Kartusche für den Jetboil gekauft. Als letztes ging es dann noch in einen Buchladen gleich um die Ecke vom Bahnhof, wo wir eine tolle Wanderkarte für den West Highland Way gekauft haben. Und dann gings vom Glasgow Central mit der Bahn für 3,50 Pfund nach Milngavie (gesprochen ungefähr Mullgai - sehr verwirrend im Zug..). Die Bahn fährt ca alle 20 Minuten. Den Fahrplan kann man sich auch schon online ansehen, die Fahrt dauert ungefähr 30 Minuten.

Die Tour

Plan war es, es innerhalb von knapp 3 Tagen die knapp 66 km von Milngavie nach Inverarnan zu schaffen, weil man von dort sehr gut wieder mit den Citylink Bussen zurück nach Glasgow fahren kann.

Milngavie nach Drymen 

Wir sind erst gegen 18:00 in Milngavie angekommen und haben uns dann gleich auf den Weg gemacht. Wir wollten auf jeden Fall bis nach Carbeth kommen, was 8 km sind. Die Strecke ist bis auf einen Anstieg relativ zu Beginn fast eben und lässt sich schnell über einige Schafkoppeln zurück legen, so dass wir dann entschieden einfach noch ein Stück weiter zu laufen, so dass wir letztlich irgendwo zwischen Carbeth und Drymen auf einer Koppel übernachtet haben. Das Wildcampen ist erlaubt, wenn man sich an ein paar Regeln hält.
Pech hatten wir mit dem Wetter.. Der Boden war sehr aufgeweicht als wir das Zelt aufgebaut haben und dann hat es wirklich die ganze Nacht durchgeregnet und der Wind kam böig aus so ziemlich jeder Richtung. Schlafen war daher nicht so einfach, auch wenn's für uns warm genug war und: das Zelt hat sich hervorragend bewehrt.

Drymen nach Balmaha

Den nächsten Tag haben wir uns dann auf den Weg in den nächst gelegenen Ort namens Killearn gemacht zum Aufwärmen und Einkaufen. Das war dann zwar ein Umweg, aber der war's wert, denn wir haben ein total süßes Cafe entdeckt, in dem es dann erstmal heiße Schokolade gab. Gestärkt ging's dann von Killearn aus entlang einer Straße weiter nach Drymen. Der Wind pfiff uns dabei ganz schön um die Ohren, aber es ging schnell voran. Von Drymen aus geht es dann eine Forststraße entlang weiter Richtung Balmaha. Wer mag kann am Ende dieser kurz vor Balmaha den Conic Hill besteigen, von dem man eine tolle Aussicht haben muss, der jedoch während der Lammsaison gesperrt ist, so dass wir ohne die zusätzlich Höhenmeter weiter wanderten.

Am "unten" gelegenen Weg erreicht man dann auch bald das Loch Lommond, an dem man dann noch ein Stück auf guten Wegen entlang bis nach Balmaha wandert. Kurz hinter Balmaha gibt es dann einen kleinen Anstieg auf den Craigie Fort, der einem einen tollen Blick über das Loch Lommond bietet.

Da wir auf dem Weg keine so richtig tolle Stelle zum Zelten gefunden hatten, sind wir dann auf einem Zeltplatz ein Stück hinter Balmaha eingekehrt. Der war preiswert und direkt am Loch Lomond gelegen. Toll war, dass dort erst kürzlich die so genannte Backpacker's Hut fertig geworden war, eine Hütte mit einem Gemeinschaftsraum zum Kochen, mit Waschbecken zum Abwaschen und einer Kiste mit Sachen, die man sich mitnehmen konnte, z.B. Panzertape, Reis u.ä. Eine Tür weiter waren die Duschen, die waren sauber und warm :) Der Fön hat ein paar Pence gekostet.
Da es noch recht früh im Jahr war, hatten wir diese Annehmlichkeiten für uns allein.

Balmaha nach Inversnaid

Auf dem Stück ging es die ganze Zeit am Loch Lomond entlang, was zum Teil schon etwas anspruchsvoller, aber auch total schön war.
Ungefähr 8 km hinter Balmaha geht es einmal ziemlich steil bergauf auf den
Dubh Lochain, das war auf der Strecke das anstrengenste Stück Weg und hat einiges an Kraft gekostet. Zur Belohnung gab's dann in Rowardennan erstmal einen Burger und wieder eine heiße Schokolade bevor wir uns zunächst auf den von Sturzbächen durchzogenen Forstweg und dann auf steinigen Wegen oberhalb des Sees weiter nach Inversnaid machten.
Da ich von dem vielen Regen dann doch langsam zermürbt war und es mal wieder richtig gemütlich haben wollte, sind wir dann zu späterer Stunde im Inversnaid Hotel eingekehrt, ein Doppelzimmer inklusive Full Scottish Breakfast hat 85 Pfund gekostet. Und das war's wert!!! Das Hotel ist total verschachtelt in und auf einen Fels gebaut, fast wir ein Labyrinth, obwohl wir 2 Etagen nach oben gegangen sind, hätten wir direkt aus dem Fenster klettern können. Das Hotel war voll mit Rentnergruppen, die ganz schön geguckt haben als wir völlig nass und schlammig die große Eingangslounge mit Kaminfeuer betraten. Am Abend war Tanz, das haben wir uns aber bei einem Glas gutem Whiskey eher aus der Ferne angesehen.. ;)
Das Frühstück war äußerts reichthaltig, es gab frittiertes Toast, was ich sehr merkwürdig und mit meinem empfindlichen Magen als nicht wirklich essbar empfand. Der Rest war absolut in Ordnung.

Inversnaid nach Inverarnan

Der Conscierge hatte uns gewarnt: das soll der härteste Teil das Weges sein. - Ja, klar, das muss der ja sagen.. Was soll ich sagen? Er hatte Recht. Die Strecke verläuft ein ganzes Stück des Weges weiter am Loch Lomond entlang. An sich ein schöner Weg, jedoch muss man ein paar unwegsame Passagen überbrücken, was durch den ganzen Regen nicht ganz ungefährlich war, denn wir mussten nun mit den Rucksäcken auf dem Rücken von Stein zu Stein springen um über vermutlich sonst gut passierbare "Bäche" zu gelangen, ein zwei Mal ging es dann Richtung Loch doch ziemlich weit abwärts, so dass ein Ausrutschen durchaus schwerwiegende Folgen hätte haben können. Ich denke bei gutem Wetter stellt sich das ganze deutlich einfacher da, aber so war mir doch zum Teil sehr mulmig zumute.. Kurz hinter Ardleish, von wo eine Fähre auf die andere Seite des Sees fährt, endet dann das Loch Lommond.
 
Nach einem letzten Blick auf das Loch Lommond ging die letzte Hälfte unserer Tagesstrecke dann so richtig in die Highlands hinein wie man sie sich vorstellt. Das lief sich sehr gut und war vor allem auch sehr schön. Die Strecke haben wir zügig in der geplanten Zeit geschafft, und hatten so noch Zeit im ältesten Haus der Gegend dem Drovers Inn einen Burger (auch eine vegetarische Variante) zu essen und dann pünktlich 15:38 (naja, der Bus hatte schon so 15 Minuten Verspätung) mit dem Bus zurück nach Glasgow zu fahren.

Fazit

Insgesamt ist der Weg sehr gut ausgeschildert, überall findet man Schilder, denen man im Prinzip nur folgen muss, für die tägliche Planung war die Wanderkarte dennoch unerlässlich, denn so konnten wir uns schon grob überlegen, wo wir übernachten wollen und auch sehen, wo die nächsten Wasserstellen oder kleinen Ortschaften mit Kaufhalle, Café und Restaurant sind, um sich zu stärken. Für die Planung vorher kann ich die offizielle Website empfehlen, das steht eigentlich alles, was man wissen muss drauf.
Von der Schwierigkeit her war der Weg für mich als eher mittelmäßig sportlich und was Wandern angeht unerfahren sehr gut zu bewältigen. Wir sind am Tag durchschnittlich 18 km gelaufen, was ohne Blessuren oder Anzeichen von Überanstrengung gut zu machen war. Die erste Hälfte des Weges ist die perfekte Tour für Einsteiger. Die zweite Hälfte in den Highlands wollen wir auf jeden Fall noch nachholen. Aufgrund der Wetterbedingungen bin ich aber froh, dass wir von vorn herein nur bis Inverarnan geplant hatten. Ein bisschen entschädigt wurden wir dann aber durch die vielen Lämmer, die hätte es später im Jahr wohl nicht gegeben. Ich mag Lämmer.



5 Kommentare:

  1. Schöner Bericht!

    Vor dem Conscierge hatte uns damals leider keiner gewarnt, man was haben wir geschnauft ;D

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  2. Das ist sehr schone Tripp. Letztes mal habe ich Zelthallen fur meine online dinge gekauft, aber ich weiss jetzt das ich normale Zelte fur diese schone Trippe kaufen muss:)

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  3. Sehr schöne Wasserfälle. Sie sind zu jeder Jahreszeit beeindruckend.

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  4. Sehr schön! Ich dachte immer, wandern geht nur in den Alpen. Da habe ich mir etwas zu viel zugemutet im Urlaub im Ski Hotel Tirol, bin ja noch ganz frisch im Thema :D Vielleicht sollte ich erst einmal in Schottland üben, bevor ich mich auf "richtige Wanderwege" in die Alpen begebe. Danke für den Beitrag!

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  5. Der West Highland Way gehört auch aus meiner Sicht jedem Einsteiger empfohlen. Er ist eine wunderbare Mischung aus Wildnis und Zivilisation. Man ist nie ganz allein, was Anfängern durchaus wichtig ist.

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