13. März 2016

Wandern in Island: Fimmvörðuháls Trail - die Verlängerung des Laugavegur

Im letzten Juli waren wir im Rahmen unserer 7-monatigen Weltreise auch für 2,5 Wochen in Island unterwegs, und haben uns neben der Ringstraße auch einen der schönsten Wanderwege der Welt, den Laugavegur ansehen wollen - leider mussten wir etwas kürzer treten..

Vorwort

Unser eigentlicher Plan war es den gesamten Laugavegur (auch Laugavegurinn) im Süden Islands von Pórsmörk nach Landmannalaugar inklusive der Verlängerung von Þórsmörk (auch Thorsmörk) zum Skogarfoss über den Fimmvörðuháls Pass zu wandern. Da der Frühling in diesem Jahr wie uns alle Einheimischen bestätigten sehr spät kam und es noch ganz beachtliche Schneefelder auf dem Laugavegur gab, hatten wir beschlossen, es bei der Überquerung des Passes vom Skogarfoss nach Básar im  Pórsmörk- Tal zu belassen. Die 26 km in Länge und 1000m in Höhe vorbei am 2010 ausgebrochenen Eyjafjöll wollten wir notfalls unter der nächtlichen Sonne Islands an einem Tag überwinden und uns dann im schönen Pórsmörk die eingeplante Zeit von 5 weiteren Tagen mit Tageswanderungen vertreiben.

Verwirrung - isländische Namen

Da die vielen Flurnamen, die im Zusammenhang mit dieser Wanderung gern genannt werden, doch oft etwas verwirrend sind und ich zunächst ein paar Probleme mit den vielen Marken hatte, hier auch noch ein paar Begrifflichkeiten, die so nun hoffentlich stimmen, eingebettet in eine natürlich nicht ganz exakte Karte, durch Klicken auf die bunten Flächen und Symbole gibts auch Infos dazu!
Beim Scrollen durch den Beitrag die Maus neben der Karte platzieren - ist noch nicht ganz ausgereift.. ;)



Die Anreise

Nach Island kann man mit seinem Auto auf der Fähre anreisen, unkomplizierter und auch billiger ist es allerdings nach Keflavík bei Reykjavík zu fliegen und sich, wenn man denn die gesamte Insel besichtigen möchte ein Auto zu mieten bzw. wenn's nur um das Wandern geht den Bus zu nehmen. 
PórsmörkIm Frühjahr und Sommer ist es problemlos möglich mit dem Bus in die typischen Start- und Endpunkte, also Skógar, Pórsmörk und Landmannalaugar zu fahren. Dazu gibt es verschiedene Anbieter wie z.B.  Reykjavik Excursions, Trex und Sterna. Wir hatten uns für den Hinweg nach Skógar für Sterna und für die Fahrt zurück nach Reykjavik für Trex entschieden, weil's jeweils das billigere war. Den Sterna Bus hatten wir im Vorraus gebucht, den Trex- Bus vom Zeltplatz ohne Buchung genommen. Bei beiden Fahrten bezahlt man nicht nur für die reine Fahrt, sondern bekommt zusätzlich auch noch viele Informationen durch einen Tourguide bzw. den Busfahrer, so dass sich das Busfahren in jeder Hinsicht lohnt. Auch  das Furten durch die Krossá mit dem Mountain Bus war sehr abenteuerlich ;)


Die Tour 

Tag 1 - in Island geht es immer bergauf

Ein Tag voller Spaß mit insgesamt 26 km und 1000 Höhenmeter einmal hoch und wieder runter sollte vor uns liegen als wir eigentlich viel zu spät für eine ca. 10-stündige Wanderung gegen 12:30 am Skógafoss Wasserfall ankamen, aber zum Glück gibt es im Sommer ja nicht allzu viel Nacht dachten wir uns und stiefelten los.
Skógafoss
Die erste Herausforderung war es mit dem Gepäck für 6 Tage die 60m zum Beginn des Wasserfalls zu überwinden - ehrlich gesagt, war ich da schon ganz schön k.o...
Der Weg führt im Anschluss an diesen beschwerlichen Aufstieg  *ehöm* entlang der Skógá, dem den Skógafoss speisenden Fluss an etlichen kleineren und größeren Wasserfällen (insgesamt 22) vorbei immer weiter in die Höhe. Wir hatten Glück, die Sonne schien und es wurde uns beim Wandern schnell warm, und es gab Regenbögen über Wasserfällen - hach..

Um uns war alles grün und der Weg gut begehbar und abgesehen von ein paar wenigen schwierigeren steileren Segmenten einfach. Je höher wir langsam durch die Skógaheiði voran kamen, desto mehr wich das satte Grün, und es kamen mehr und mehr kahle Geröll bedeckte Abschnitte und auch die ersten kleineren Schneefelder zum Vorschein. Wir kamen langsamer voran als gedacht, aber hatten keine Sorge, es bleibt ja lange hell..
Auf ca. 800m angekommen machten wir eine kleine Pause um feinstes frisch gefiltertes Gletscherwasser zu schlürfen und uns für den weiteren Weg zu rüsten. Wir waren hier oben völlig allein, weit und breit niemand zu sehen, und auch wenn die Landschaft um uns herum atemberaubend schön war, war ich ein bisschen erschlagen vor der Weite und Unwirtlichkeit der Gegend..



Nach dem Päuschen überquerten wir die einzige Brücke über einen noch ziemlich gefrorenen Fluss, und betraten dann schon die ersten Ausläufer des Vulkanausbruches von 2010. Die Schneefelder verdichteten sich zu einer durchgehenden Schneedecke - darauf waren wir nicht eingestellt, und auch wenn wir genug warme Sachen und unsere gesamte Übernachtungsausrüstung dabei hatten, wurde mir langsam ein bisschen mulmig, denn es wurde zum Abend zunehmend kälter und auch zunehmend neblig, so dass ein Weiterwandern bis nach Baśar nicht mehr in Frage kam. Unser Garmin eTrex 20 hatten wir dabei und beschlossen dann lieber von ihm geführt den Umweg zu einer etwas abseits der eigentlichen Strecke gelegenen Hütte (Fimmvörðuskáli hut) zu machen. Die Hütte konnten wir bald sehen, aber über Schnee stapfend mit immer dunkler werdenden Wolken auf uns zuziehend, hatte ich das Gefühl, es hätte Stunden gedauert bis wir dort ankamen. Es gab zum Glück noch Platz für uns und man konnte sogar hier dank Stallitengerät mit der Kreditkarte bezahlen.. verrückt!
Die frühere Nothütte Fimmvörðuskáli hut mit Außentoilette, die mittlerweile aufgemotzt ist und zum Übernachten einlädt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Tag 2 - Abstieg ins Pórsmörk-Tal


Die Nacht verbrachten wir also recht gemütlich mit 4 weiteren Wanderern in der Hütte hoch oben auf dem Pass. Unter dem Spitzdach konnte man recht beengt auf Matratzen schlafen, unten war ein großer Aufenthaltsraum mit Gasherd. Die "Herbergsmutter" (vielleicht Anfang 20), die hier 3 Monate am Stück die Stellung hält, wollte am Abend noch mit uns und ihrem Hund Schlitten fahren gehen, aber leider waren wir viel zu platt - schade..

Am nächsten Tag konnten wir dann entspannt bei zumindest etwas Sonnenschein aufbrechen, um den Abstieg ins Goðaland und nach Pórsmörk zu starten. Es ging noch eine ganze Weile weiter über sehr viel Schnee, der sich im weiteren Tagesverlauf und zurück gelegten Kilometern langsam lichtete.
Zum Vorschein kam viel Geröll und erkaltete Lava als wir weiter in der Hochebene Fimmvörðuháls zwischen den beiden Gletschern Eyjafjallajökull im Westen und Mýrdalsjökull im Osten hindurch wanderten. Unter den beiden Gletschern befinden sich Vulkane, östlich der Katla, westlich der Eyjafjöll, der sich  zuletzt 2010 einen Namen durch die Lahmlegung des europäischen Flugverkehrs für mehrere Tage machte. Kurz vor dem endgültigen Abstieg hinunter ins Tal überquerten wir unter anderem die beiden 2010 neu entstanden Vulkankegel Magni (82m) und Móði (47m), von wo aus es dann noch etwa 11 km bis Baśar sind - ein lustiges Unterfangen, wenn ein Großteil unter Schnee begraben liegt und es einfach mal sehr glatt ist.. ;)







Die Beschwerlichkeit des durch den Schnee stapfen wurde nun nach und nach durch die Anstrengung des fast pausenlos bergab Gehens abgelöst. Meine Beine taten tierisch weh, ich hätte vorher wohl mehr Sport machen sollen, dachte ich mir.
Auch hier ist der Weg bis auf wenige technisch schwierige steile Passagen, bei denen man mit Hilfe von Stahlseilen fast abwärts klettern muss, nicht sonderlich schwierig, sondern eben vor allem anstregend. Es gibt zudem noch ein kurzes für Menschen mit Höhenangst wie mich, sehr unangenehmes Stück über einen ungesicherten schmalen Grat, den Kattahryggur (Katzenbuckel), der mich, wo ich schon sehr müde war, mit schmerzenden Beinen und einem schweren Rucksack  doch einiges an Überwindung gekostet hat - aber Umkehren war ja auch keine Option..

Zur Belohnung haben wir etwas später, wo langsam wieder die ersten Moose und Gräser wuchsen einen Polarfuchs in der Ferne schnüffelnd und dann über den Schnee rasend gesehen - wie toll!! Außerdem sind uns tatsächlich 2 junge Männer mit den Rädern über den Schultern entgegen gekommen, die den Pass radelnd überqueren wollten und auch trotz der Warnungen über den vielen Schnee weiter wollten.
Weiter Richtung Tal wurde insgesamt alles wieder deutlich grüner und das Goðaland war voll von bunten Blumen.
Da wir nach der beschwerlichen Wanderung doch ziemlich geschafft waren, sind wir gegen 18:00 wieder für eine Nacht in der Hütte in Baśar eingekehrt. Auch hier gab es so früh zu Beginn der Saison (Anfang Juli) keine Probleme einen Platz zu finden und man konnte auch wieder problemlos mit der Kreditkarte zahlen ;) Wer es später im Jahr sicherer haben möchte, kann die Hütten auch online bei Útivist buchen.
Er sieht auf dem mäßigen Bild ein bisschen komisch aus, aber ja, das ist ein Polarfuchs :)

Fazit

Ein wirklich wunderschöner Wanderweg! Vom Schwierigkeitsgrad her größtenteils einfach bis mittel (gute Wege, aber zum Teil anstrengende An- und Abstiege), aber mit ein paar schwierigen steilen Passagen und in der Höhe bedeckt von Schneefeldern. Vor dem Wandern sollte man sich in einer Info (z.b. in Skógar) über das Wetter und auch die Verhältnisse (Schneefelder o.ä.) informieren, damit man nicht unvorbereitet die 1000m nach oben stiefelt. Wie immer, wenn es in die Höhe geht, warme und regendichte Sachen mitnehmen, denn das Wetter kann auf 1000m schnell umschlagen. Außerdem ist trotz durchgehend guter Wegmarkierung mit hohen Stangen und Holzpflöcken mindestens eine Karte und Kompass notwendig, besser noch ein GPS-Gerät, für den Fall, dass durch Nebel, Schnee und Regen die Sicht eingeschränkt ist - ich war froh, dass wir unseres im Nebel dabei hatten..
Die An- und Abreise ist mit dem Bus völlig unkompliziert, in der Hochsaison im Juli und August lieber vorher buchen (Reykjavik Excursions, Trex und Sterna), gleiches gilt für die Hütten (Útivist).
Den Laugavegur haben wir nun leider nicht geschafft, aber das werden wir nachholen und das Wandern im schönen Pórsmörk war definitiv auch eine Reise wert, dazu aber später mehr..
So sehen u.a. die schwierigen Abschnitte beim Abstieg aus

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