11. Oktober 2013

Gastbeitrag: Die Erstbesteigung des Sugar Mountain (Review zum Deuter Act Trail 38 EL)

...oder wie die Schokoladenflecken auf meinen "Deuter Act Trail 38 EL" kamen.


Der "Sugar Mountain" spukte mir schon eine ganze Weile im Kopf herum und je länger er dies tat, umso größer wurde der Wunsch diesen zu finden und zu erklimmen. Das Problem an der Sache bestand darin, dass ich außer dem Namen nichts über den Berg wusste... was die Wahl der richtigen Ausrüstung nicht gerade vereinfachte.

So musste ich also zurück gehen zu dem Moment, an dem ich erstmalig mit dem Namen konfrontiert wurde, dem Startpunkt dieser Obszession. Dies war zum Glück nicht all zu schwierig, denn nie werde ich den Augenblick vergessen an dem der schmudellige Sangesbarde mit dem langen fettigen Haar mit mir das Lied vom Berg ganz aus Zucker sang. Als ich nach einiger Recherche eine alte akustische Aufnahme auftreiben konnte, musste ich leider feststellen, dass diese mich nicht merklich voran brachte, da hier weder eine Verortung des Berges stattfand, noch seine topographischen Begebenheiten näher beleuchtet wurden. Lediglich eine Altersgrenze wurde erwähnt, wobei ich diese glücklicherweise bereits überschritten hatte. Leider konnte ich den singenden Gitarrenhippie weder über Facebook, noch über WhatsApp erreichen um Näheres in Erfahrung zu bringen, so dass ich mich nun auf ein Abenteuer mit komplett unbekannten Variablen vorbereiten musste.

Was nimmt man nun mit auf eine Reise von unbekannter Länge, zu einem unbekannten Ort mit unerwarteten Gefahren? Da das, was man für richtig hält am Ende eh meist das Falsche ist, die Sonne immer scheint, wenn ich die Regensachen dabei habe und es überall Supermärkte gibt, wo ich eine Wochenration Verpflegung mit mir rumtrage, entschied ich mich diesmal dafür dem Inhalt meines Rucksackes keine größeren Überlegungen zu widmen. Ich hab einfach all meine Ausrüstungsgegenstände zusammengesucht, die gelb sind und das ganze um einen großen Löffel ergänzt. Wenn man auf den Inhalt keinen Wert legt, so sollte aber die Verpackung - in diesem Fall der Rucksack - wohl überlegt ausgesucht werden. Gar nicht so einfach, wo ich doch hinter meinem Kleiderschrank eine geheime Kammer besitze in welcher eine Vielzahl von Rucksäcken, einer für jede erdenkliche Gelegenheit, in extra dafür vorgesehenen Vertiefungen in der Wand hängen. Da ja nun aber der Anlass schwer greifbar war, fiel die Auswahl trotz hervorragender Kategorisierung nicht leicht. Der Rucksack musste schon eine gewisse Mindestegröße haben, denn ist er zu klein, stellt sich wohl kaum das Gefühl von großem Abenteuer ein. Andererseits mach es auch keinen Sinn ein riesiges Modell mitzuschleppen, wenn man dieses nicht gänzlich mit Dingen befüllen kann, welche man glaubt zu brauchen. Also eine Zwischengröße mit genug Platz, aber auch nicht zu viel Volumen, die sich angenehm trägt und ein gutes Maß an Bewegungsfreiheit gewährleistet (schließlich ging ich davon aus, dass der Sugar Mountain im Gebirge liegt). Da fiel die Wahl dann recht schnell auf meinen "Deuter Act Trail 38 EL", die 38 steht für das Volumen in Litern, EL für"Extra Lang" für lange Rücken. Er war mir schon auf manchen Reisen ein treuer Begleiter und ich hatte vollstes Vertrauen, dass er es auch diesmal wieder sein würde.

Gepäck fertig, Sonne scheint... Auf geht's! Keine Ahnung wo der Berg liegt, kein Vertrauen in die Schwarmintelligenz, da bleibt nur das gute alte Trampen. Hier erweist sich der "Deuter Act Trail 38 EL" wieder mal als praktisch in allen Lebenslagen. Vorne aufgesetzt ist ein halb offenes elastisches Fach in welchem man eigentlich die Jacke für den schnellen und unkomplizierten Zugriff verstauen sollte. Doch noch besser eignet es sich um eine Vielzahl von beschrifteten Pappschildern so zu verstauen, dass man sie schnell zur Hand hat. Also geschwind das mit der Aufschrift "SUGAR MOUNTAIN" rausgekramt und los gehts... Leider hat auch nach einer Stunde noch niemand angehalten, nur ein LKW-Fahrer der augenscheinlich für "Südzucker" fuhr, hupte mich breit grinsend an. Nächster Versuch: "IN DIE BERGE"... Klappt! Eine voll besetzte Familienkutsche räumt mir auf der Rückbank eine kleine Ecke frei. Sie meinen, dass sie in die Berge wandern wollen und ich sehe mich schon fast am Ziel. Zum Glück habe ich mich für den Rucksack mittlerer Größe entschieden, denn der passt noch irgendwie zwischen meine Beine. Bei Reisetaschen, Kindersitz, Picknickkorb und Plüschelefanten hätte ich ihn wohl sonst auf Dach spannen müssen. Die Fahrt ist unterhaltsam, die Erwachsenen trinken Schnaps und die Kinder werden mit Bibi Blocksberg ruhig gestellt. Als die Berge am Horizont auftauchen, lasse ich mich am Straßenrand absetzen, denn der Fahrer konnte sich nicht an einen Zuckerberg im Reiseprospekt erinnern.
Also wieder Pappschild beschriften... kurzer Lage-Check... zwei Nonnen auf dem Fahrrad kommen vorbei, also probieren wir es mal mit "ST. ZUCKER". Die Aufmerksamkeit der vorüberfahrenden ist da, nur scheint niemand das gleiche Ziel zu haben. Dann ist es also Zeit für eine kurze Essenspause. Die praktische Deckeltasche des "Deuter Act Trail 38 EL" geöffnet kommt ein paar liebevoll geschmierte Nutella-Brote zum Vorschein; die haben mich mit ihrer schokoladigen Cremigkeit schon auf so mancher Reise über gelegentliche emotionale Tiefpunkte gehoben. Als ich dann gerade den letzten Bissen mit einem Schluck Kakaomilch herunter spülen wollte, hielt auf einmal ein Traktor neben mir. Der vollbärtige Bergbauer mit dem abgetragenem Filzhut wies mich mit einer ausladenden Bewegung des linken Armes an, mich doch hinten zu den Heuballen zu gesellen. Die dahingenuschelten Worte mit denen er meinen fragenden Blick beantwortete konnte ich leider nicht verstehen, doch war seine urtümliche Gesamterscheinung so vertrauenserregend, dass ich seine Einladung annahm. Die fahrt auf dem Traktor war wild und ich musste mich mit beiden Händen im Heu festkrallen, damit ich nicht hinunter fiel. Dass ich meinen Magen gerade mit reichlich Nahrung gefüllt hatte, machte die Sache auch nicht leichter, da mich eine leichte Übelkeit überkam. Zum Glück war zumindest mein "Deuter Act Trail 38 EL" so verschnürt das nichts herausfallen konnte und die Wasserflasche mit der entsprechenden Zurvorrichtung noch mal extra gesichert. Nach gefühlten 5 Stunden kam das Gespann dann zum Stehen und ich konnte mit wackeligen Beinen wieder auf den festen Boden treten. Kaum hatte ich mich umgedreht, war mein Beförderungsmittel auch schon wieder losgefahren und ich stand alleine auf einer saftig grünen Wiese, um mich herum das Gebirge und neben mir ein kleiner plätschernder Bergbach, welcher sich gen Tal schlängelte

Kurzer Orientierungsblick und dann immer Berg auf... Berg runter würde ich wohl kaum fündig werden. Nach ca. einer Stunde anstrengendem Aufstieg überkam mich das Gefühl meinem Ziel auf diese Weise nicht wirklich näher zu kommen. Um diese These genauer zu untersuchen leckte ich an dem nächstgelegenem Stein, um dann festzustellen, dass dieser keinerlei süßen Geschmack besaß. Also kurz die Wasserflasche aus der praktischen Seitenhalterung meines "Deuter Act Trail 38 EL" genommen und das steinige Gefühl im Mund herunter gespühlt. Als ich trinkenderweise den Kopf in den Nacken legte, erspähte ich auf einmal im Augenwinkel eine lilane Bewegung. Ein genaueres Schauen präzisierte, dass es sich um eine lilane Kuh handelte, welche auf einem Plateau links von mir an ein paar Zweigen kaute. Auf eine mir nicht genau verständliche Art und Weise verband mein Kopf diese seltene Kuhfärbung irgendwie mit Süßigkeiten, so dass ich mich entschied meinen Weg in dieser Richtung fortzusetze. Der Aufstieg zu eben jenem Plateau gestaltete sich recht schwierig, da er sehr steil und der Fels sehr locker war. Andauernd brach mir der Halt unter den Füßen weg und ich konnte mich nur sehr schwer in der Wand halten. Da war ich schon froh, dass der "Deuter Act Trail 38 EL" so gut an meinem Rücken saß und mir damit eine hervorragende Lastenkontrolle ermöglichte. Endlich oben angekommen, war von der lilanen Kuh nichts mehr zu sehen, es war mir aber auch rätselhaft wie sie von hier weg gekommen sein sollte. Diese Frage beschäftigte mich aber nur recht kurz, da der Anblick der sich mir nun bot meine gesamten Denkkapazitäten auf sich zog. Vor mir lag ein Berg, ganz aus Schokolade!

Der "Sugar Mountain" war also in Wirklichkeit ein "Schoko Mountain" und ich stand gerade direkt an seinem Fuße. Das hätte man mir ja ruhig vorher sagen können, dann hätte ich sicher den Kocher mitgenommen, um mir eine heiße Schokolade zu bereiten. Andererseits verstehe ich schon, dass der zottelige Sangesbarde ihn lieber als Zuckerberg beschreibt, da dies wohl die Schokoräuber fernhalten dürfte (Zuckerräuber gibt es ja inzwischen nicht mehr, da die niedrigen Zuckerpreise den Aufwand nicht lohnen).
Da ich nun einmal bis hier her gekommen war, wollte ich es mir natürlich nicht nehmen lassen, dieses Schokomassiv zu besteigen, in der Hoffnung damit eine Pionierleistung zu erbringen. Also die Schnürsenkel noch mal festgezurrt, den letzten Energieriegel aus dem praktischen Hüftgurtfach des "Deuter Act Trail 38 EL" gegessen und auf geht's. Am Anfang war das Laufen auf der Schokolade noch kein größeres Problem, da der Anstieg recht gemächlich und der Untergrund sehr solide war. Nach einiger Zeit kam ich aber auf die Südseite des Berges, welche direkt von der Sonne beschienen wurde. Hier war die Schokolade leicht angeschmolzen, so dass es eine recht rutschige Angelegenheit wurde. Ich entschloss mich also weiterhin an der Ostwand empor zu steigen. Dass ich dies nicht schon vorher in Betracht gezogen hatte, lag an dem Milchfall der hier den Berg hinab stürzte. Doch schien es mir einfacher diesen zu queren, als mich auf der rutschigen Südseite zu versuchen. Nach einigen Minuten hatte ich eine Stelle gefunden an der sich die Milch in einem kleinen Becken sammelte. Aus diesem ragten Schokosteine heraus, auf welchen ein trockenes Hinüberkommen möglich war. Die Steine waren aber glitschig, da es durch den Milchfall permanent Milch von oben regnete. Zudem war es mir nicht möglich Tiefe und Beschaffenheit des Beckens genauer abzuschätzen, da Milch leider nicht die Transparenz von Wasser aufweist. Das Risiko schien mir trotzdem beherrschbar zu sein, so dass ich den Versuch der Querung wagte. Ich zog die integrierte Regenhülle über meinen "Deuter Act Trail 38 EL", damit dieser vor dem Milchregen geschützt war und tastete mich vorsichtig von Stein zu Stein zum anderen Ufer durch. Dieser Einsatz hatte sich gelohnt, denn von hier aus war der weitere Aufstieg relativ einfach zu bewältigen. Nach einer weiteren Stunde erreichte ich dann überglücklich den Gipfel des "Schoko/Sugar Mountain"!

Die Abwesenheit von Bissspuren in der Gipfelschokolade lies mich zu dem Schluss kommen, dass ich wohl die erste Person war, die es bis hier hoch geschafft hatte. Voller Stolz kostete ich vom höchsten Punkt des Berges und machte ihn damit gleich um fünf Zentimeter kleiner. Damit meine heldenhafte Erstbesteigung auch für jeden ersichtlich wurde, ritze ich mit meinem Messer ein "Edward Venture" in  die Bergspitze und schrie meine Leistung in die Täler hinab.
Erst als ich meine Gedanken langsam wieder auf den Abstieg lenkte, viel mir die unglaubliche Erschöpfung auf, welche sich meiner bemächtigt hatte. Der Aufstieg hatte mich viel Kraft gekostet und ich sah mich nicht mehr wirklich in der Lage den ganzen Weg noch vor der Dunkelheit wieder zurück zu gehen. Da ich kein gelbes Zelt und keinen gelben Biwaksack besaß, hatte ich auch keine Zuflucht für die Nacht dabei, genausowenig konnte man mit Schokolade ein Feuer entfachen. Doch dann kam mir die rettende Idee! Die Südseite des Berges war noch immer angeschmolzen von der Sonne des Tages und hierin erkannte ich meine Chance noch rechtzeitig herunter zu kommen. Zum Glück war es bei meinem "Deuter Act Trail 38 EL" möglich die gesamte Front des Rucksackes zu öffnen. Dieses Feature war ursprünglich dazu gedacht einen einfachen Zugriff auf den gesamten Inhalt zu ermöglichen. Nach dem Leerräumen, nutzte ich es aber dazu in den Rucksack hinein zu steigen. Günstigerweise hatte ich mich aufgrund meines langen Rückens für die "Extra Large" - Variante entschieden, denn diese bot mir nun die Möglichkeit mich in meinen "Deuter Act Trail 38 EL" hinein zu knien und dieses als Schlitten zu benutzen. Kurz mit den Armen abgestoßen, begann der wilde Ritt, immer abwärts auf der geschmolzenen Schokolade. Die Schultergurte verwendete ich dabei wie Zügel, so dass es mir sogar möglich war die größten Hindernisse einigermaßen geschickt zu umfahren. Nach dem diese Rutschpartie anfänglich noch von etwas Angst bekleidet war, entwickelte ich schnell eine große Freude an dieser Art des Abstiegs, so dass ich geradezu enttäuscht war als ich nach etwa einer halben Stunde so langsam zum stoppen kam. Als ich mich umdrehte war auf einmal nicht mehr vom Schokoberg zu sehen, dafür lag vor mir nun eine kleine Straße. Von hier war es nun kein Problem mehr in den nächsten Ort zu gelangen, wo ich auch ein angenehmes Nachtquartier fand.

Als ich dann am nächsten Tag erwachte, beschloss ich den genauen Standpunkt des Berges für mich zu behalten, zu groß die Gefahr eines Schokorausches, mit all seinen negativen sozioökologischen Folgen. Statt dessen machte ich mich auf die Suche nach einem guten Hausmittelchen um all die Schokoflecken aus meinem "Deuter Act Trail 38 EL" zu bekommen, ohne die wasserabweisende Beschichtung zu beschädigen.

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